Müll-Roboter: Das Aus für den Müllwerker?

ROAR Robot by Volvo

ROAR Robot by Volvo Group

Der schwedische Autobauer Volvo hat einen Roboter entwickelt, der selbständig Mülltonnen leeren kann – ROARy heißt der kleine Kerl. Mit ihm will Volvo die Zukunft der Abfallentsorgung gestalten. Wird der Müllwerker bald arbeitslos? Stellen Sie sich einen Roboter vor, der leise und diskret vor der Haustür vorfährt, die Mülltonnen einsammelt und in den Müllwagen entleert. Das ist keine Zukunftsmusik mehr: In nur vier Monaten hat ein 35-köpfiges Team aus jungen Technikern und Programmierern jetzt einen solchen Roboter in Schweden entwickelt Die Idee für dieses Projekt namens ROAR ging vom schwedischen Autobauer Volvo und dem deutschen Entsorgungsunternehmen Renova aus. In Kooperation mit den schwedischen Universitäten Chalmers University of Technology und der Mälaralen University sowie der US-amerikanischen Penn State University hat das Team ROARy erdacht, gebaut und erfolgreich getestet.

Mülltonne automatisch holen und zurückbringen

Für die Orientierung hilft dem Roboter eine autonome Drohne. Sie steigt in die Luft, scannt die Umgebung und findet bereitstehende Mülltonnen. ROARy erkennt auch Hindernisse und umfährt sie. Dafür ist er mit einem Scanner und Kameras ausgestattet. Mit diesen erkennt er auch die Mülltonne, die er sachte mit zwei ausfahrbaren Armen umklammert und auf seine Ladefläche hievt. Dann rollt ROARy zurück zum Müllwagen und klemmt die Mülltonne in die Haltevorrichtung am Wagen. Die geleerte Tonne bringt ROARy zurück zum Stellplatz.

Müllmann war gestern – ROARY ist morgen?

Ist der Müllmann von heute ein Auslaufmodell? Werden zukünftig intelligente Roboter flink durch unsere Strassen rollen und die Müllbehälter transportieren? Wir von NETWASTE meinen: Nein!  Noch ist ROARy viel zu langsam, als dass ein Müllmann den Roboter-Kollegen als echte Konkurrenz fürchten muss. Außderdem muss in der Fahrerkabine immer noch ein Mensch sitzen, der das Fahrzeug navigiert und zusätzlich ROARy mit Hilfe einer Kamera kontrollieren muss. Und bei Gefahr ist es der Mensch, der den Roboter per Notfall-Knopf zum Stoppen bringen muss.

Dennoch, auf lange Sicht sind auch in der Abfallwirtschaft Anwendungsszenarien für eine Automatisierung in der Servicelogistik denkbar. Der Job des Müllwerkers ist eigentlich dafür prädestiniert: Der Job ist physisch belastend und verursacht überdurchschnittliche Fehlzeiten. Zudem sind die Personalkosten in vielen Entsorgungskalkulationen der größte Kostenfaktor. Und nicht zuletzt: Der Entsorgungsservice muss ganzjährig in gleicher Qualität erbracht werden (zumindest sollte das der Anspruch sein). Das alles spricht für eine “Roboterisierung” der Systemabfuhr.

Bis dahin ist jedoch noch ein langer Weg mit vielen Tests, Prototypen und Weiterentwicklungen. Noch ist die Technologie noch nicht ausgereift für einen Alltagseinsatz. Und sie muss sich betriebswirtschaftlich rechnen. Die Entwickler im ROAR-Projekt haben dabei interessanterweise gar nicht den Müllmann im Visier: Mit dem Projekt wollen sie unsere Vorstellungskraft stimulieren und neue Konzepte testen, die neue Transportlösungen der Zukunft beeinflussen können.

Konkret werden die Projektarbeiten bis Juni 2016 fortgesetzt, dann wird die Technologie auf einem Fahrzeug des Entsorgers Renova getestet.

Das Roar-Projekt (Quelle: Volvo Group)